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Textauszug der 3. Publikation
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Ein Auszug aus dem Inhaltsverzeichnis:

- Monochromie
- Einführung
- Sufismus
- Zoroastrismus, Manichäismus
- Yezidentum
- Ali allahi
- Technische Analyse
- Ausgewählte Literatur
Ein Auszug aus dem 1. Kapitel

Monochromie

"Den Begriff "Monochromer Kelim" verwende ich für die aus dem Bijdar-Gebiet in West-Iran stammenden Kelims, deren Mittelfeld überwiegend aus verschiedenen Rottönen (bis brauntönen) mit individuellen Strukturen aufgebaut ist. Gruppencharakteristische Merkmale dieser bis jetzt unbekannten und unerforschten Flachgewebe habe ich im Abschnitt "Technische Analyse" der vorliegenden Arbeit aufgelistet. Im Unterschied zu den verschiedenen Web- und Knüpfarbeiten der Nomaden/Bauern Persiens, die inzwischen das Thema unzähliger Publikationen geworden sind, ist mir die Dokumentation und Behandlung dieser Flachgewebe nirgendwo bekannt. Dementsprechend fand ich weder eine lokale Bezeichnung noch einen Handelsnamen für diese Kelims. Ob diese Tatsache mit dem rätselhaften Charakter dieser Flachgewebe und deren Verwendung bei religiösen Ritualen, die im Geheimen stattfanden, in Verbindung steht? Zwar erfaßt der Begriff der "Monochromie" in der zeitgenössischen Kunst ein durchaus heterogenes Feld künstlerischer Arbeiten, es ist aber wohl problematisch, diesen Begriff ohne weiteres in diesem Zusammenhang zu gebrauchen. Trotzdem habe ich bewußt diesen Ausdruck gewählt, um - erstens meiner Ansicht und Empfindung nach die vorhandenen Parallelen aufzuzeigen,- zweitens unter anderem die Aufmerksamkeit der Fachleute auf dieses Thema zu lenken, um einer längst fällig gewordenen Diskussion einen Anstoß zu geben, um letztendlich zu provozieren. Ein Vergleich zweier so gegensätzlich erscheinender Themen, wie die Webarbeiten der Bauern/Nomaden einerseits und die Kunst eines aufgeklärten, sich als Philosoph verstehenden Malers andererseits, mag gewagt erscheinen. Es sind aber die interessanten Parallelen der Kunst der Moderne mit der visuellen archaischen Einfachheit dieser Kelims nicht zu übersehen. Dieser Vergleich ist auf jeden Fall nicht zur Aufwertung der hier behandelten Kelims aufgestellt. Wenn man den kulturhistorischen Wert und die hohe eigenständige und künstlerische Sensibilität dieser Stücke im Betracht zieht, erübrigt sich sowieso jede Anstrengung in dieser Richtung von allein. Ein unreflektierter Vergleich mit der modernen Malerei hinkt auch deswegen, da diese Kelims vor einem völlig anderen Hintergrund entstanden sind. Fest steht, dass die Kelims ohne Absicht "Kunst" zu schaffen, hergestellt worden sind, aber vielleicht eine funktionelle Magie enthalten, die aus der Zeit eines weit zurückliegenden Kulturzyklus der Menschheitsgeschichte, dessen Ursprünge in prähistorischer Zeit liegen, herstammen und

inzwischen in den westlichen Industriegesellschaften verloren gegangen sind. Ist das der Grund, warum die Kelims uns so vertraut vorkommen?
Es ist zu hoffen, daß die weiteren Untersuchungen die Geheimnisse dieser Kelims mehr ans Tageslicht bringen und deren Bezeichnung auch präzisieren. In der Malerei werden unter "Monochromie" (griech. "Einfarbigkeit") die Bilder bezeichnet, die aus einem einzigen Farbton oder in gering voneinander abweichenden Tonstufen aufgebaut sind. Bildinterne Figur-Grund-Differenzen und andere Formen innerbildlicher Gestaltung sind zugunsten mehr oder weniger homogener Flächigkeit ausgeschaltet. Nach ersten monochromen Tendenzen in der Avantgarde der 20er und 30er Jahre (Kasimir Malewitsch), gilt sie seit den 50er Jahren (Mark Rothko, Yves Klein, Barnett Newman) bis zur heutigen Zeit als eine programmatische Stiltendenz der zeitgenössischen Kunst, als letzte Vereinfachung des gegenstandslosen Raum-Erlebnisses. Die Gemeinsamkeiten der Arbeiten dieser Künstler beziehen sich auf die radikale Reduktion der bildnerischen Ausdrucksmittel und die damit entstandene Einfarbigkeit ihrer Werke. Die Theorien über die sinnliche Wirkung der monochromen Bilder als "Versenkungskunst" auf die Betrachter sind in diesem Zusammenhang höchst interessant. Diese Bilder sollen durch ihre Gegenstandlosigkeit das subjektive Erleben fördern. Sie bilden einen Ausgangspunkt für eine Meditationsebene. In dieser Eigenschaft können sie direkte Auslöser transzendenter spiritueller Erfahrungen sein. Es können bei solchen homogenen Stimulationen extensive Halluzinationen und "Blank out"-Effekte auftreten. Während dieser "Blank out"-Phasen können im Gehirn verstärkte Alpha-Wellen-Aktivitäten nachgewiesen werden. Der Künstler James Turrell bezog sich in seinen Arbeiten gezielt auf den meditativen Alpha-Zustand. Rothko war um überindividuelle , mythisch/religiöse Erfahrungen bemüht. Die Begegnung mit seinen Gemälden begünstigt die meditative Selbstvergessenheit und innere Versenkung des Beschauers. Bei Klein geht es stets um die immaterielle Ausstrahlung seiner Bilder. In seiner mythischen Einheits-Vorstellung von Geist und Materie, zwischen Mensch und Welt, deren Dualität im realen Leben er immer wieder betont, versteht er sich als Vermittler der Einheit von Geist und Materie. Ihm obliegt es, Dinge zu schaffen, die diese Einheit mit dem Universum wiederherstellen und es dem Menschen ermöglichen, das Individuelle zugunsten des Absoluten abzustreifen."

Dr. Razi Hejazian, Berlin 2000

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