"Die nomadische Lebensweise war wenig vom Auf und Ab dynastischer und machtpolitischer Strukturen abhängig und unterlag damit einer geringeren Einflussnahme außerhalb der Stammeskultur. Durch ihre Beweglichkeit haben sie ihren traditionellen Lebensstil über sehr lange Zeit vor äußeren Einflüssen bewahren können. Sie wanderten aus oder ein, je nach politischen oder natürlichen Ursachen. Außerdem stellten die Nomaden für den eigenen Gebrauch her, und waren damit den kommerziellen Interessen nicht ausgesetzt. Sie brauchten sich auf den Wechsel der Mode und das leidenschaftliche Verlangen nach Neuheit seitens europäischer Inneneinrichter nicht einzustellen. So sind noch bis weit in unser Jahrhundert vor dem Hintergrund jahrtausendealter Tradition und einer weitgehend unverändert beibehaltenen Lebensform völlig authentische Stücke geschaffen worden. Daraus kann man auf die Ursprünglichkeit und Unverfälschtheit ihres Musterrepertoires im Vergleich zu den urbanen Teppichen schließen. Bei Gruppen, die in abgelegenen, unzugänglichen Gebieten lebten, blieb die Tradition möglicherweise bis heute unbeeinflusst. Ihre Geschichte und die der von ihnen hergestellten Gebrauchsgüter kann bis ins Altertum zurückreichen."

Auszug aus: Nomaden im Iran, Dokumentation nomadischer Kelims und Teppiche,
Dr. Razi Hejazian, Berlin 1999.